Erweiterung eines Systems vorbestimmter Zeiten zur Bewertung der Arbeitsbelastung in der Intralogistik

Im Zuge der Ausweitung der Lean Produc-tion in der Fahrzeugbranche und der Einfüh-rung von Just-in-Time und Just-in-Sequence-Konzepten entstehen neue An-forderungen an die Logistik. Es wird eine termingerechte und hochfrequente Bereit-stellung bedarfsgerechter Mengen unter-schiedlichster Materialien gefordert. Logis-tikaufgaben werden dadurch umfangreicher, vielfältiger und inhaltlich anspruchsvoller. Gleichzeitig müssen Sie sich im zeitlichen Ablauf an die Produktionsprozesse anpas-sen. Um dabei eine hohe Effizienz zu errei-chen wird versucht nicht wertschöpfende Tätigkeiten zu möglichst zu reduzieren. Grundlage hierfür bildet ein hoher Standardi-sierungsgrad der Prozesse.

Aufgrund des demografischen Wandels verändern sich gleichzeitig die Altersstrukturen der Belegschaft, sodass die zukünftigen Logistikaufgaben von zunehmend älteren Mitarbeitern erfüllt werden müssen. Dies macht es erforderlich Arbeitsplätze und Tätigkeiten an die Fähigkeiten und Bedürfnissen dieser Mitarbeiter anzupassen.

Während eine Fokussierung auf wertschöp-fende Arbeitsschritte und Standardisierung der Prozesse Effizienzvorteile verspricht, besteht gleichzeitig die Gefahr einer mono-tonen Tätigkeit und einseitigen Belastung. Nicht wertschöpfende Nebentätigkeiten fallen weg und damit auch potenzielle Phasen mit einer Belastungsabwechslung.

Dies widerspricht aber den Anforderungen an altersgerechte Arbeitsplätze, welche Va-riationsmöglichkeiten beinhalten sollten um eine einseitige Belastung zu vermeiden. Zu-sätzlich berücksichtigen Verfahren zur Be-wertung der physischen Belastung nicht, in welcher zeitlichen Abfolge Tätigkeiten aus-geführt werden und inwieweit sich Belastun-gen abwechseln. Somit besteht die Gefahr, dass eine hohe Belastungssituation nicht erkannt wird, welche nicht nur für ältere Mit-arbeiter kritisch sein kann. Damit besteht in der Logistik ein Zielkonflikt zwischen effizienten Abläufen und der Anpassung der Arbeitsplätze an den demografischen Wandel.

Ziel des Forschungsprojektes ist es daher, bestehende (zeitliche) Planungsmethoden um ergonomische Aspekte zu erweitern. Insbesondere soll untersucht werden, in-wieweit sich Systeme vorbestimmter Zeiten eignen, um Rückschlüsse auf die Belastungssituation zu ziehen. Es ist zu erwarten, dass Lasthandhabung in der Produktionslo-gistik eine dominante Belastungsart darstel-len wird. Deshalb soll ein System vorbe-stimmter Zeiten um eine Risikobewertung aufgrund von Lasthandhabung erweitert werden. Folgende Fragen müssen dabei betrachtet werden:

  • Auf welcher Aggregationsebene lassen sich wiederholende Logistiktätigkeiten beschreiben?
  • Welche Verallgemeinerungen können getroffen werden und welche Einfluss-parameter bestehen?
  • Auf welchen Zeit- und Belastungsmodel-len baut das Bausteinsystem Logistik auf? Welche Daten sind notwendig?

Weitergehende Fragestellungen ergeben sich hinsichtlich der für die Belastung wich-tigen zeitlichen Abfolge von Tätigkeiten so-wie der, auf die Belastung bezogenen Va-rianz innerhalb einer Tätigkeit. Diese werden bisher nicht in gängigen Risikobewertungs-verfahren berücksichtigt. Daher stellt sich die Frage, ob Systeme vorbestimmter Zeiten verwendet werden können um einseitige Belastungssituationen zu erkennen, bzw. inwiefern sie erweitert werden müssten um dies darzustellen.
Abschließend sollen Gestaltungsempfehlun-gen zur betrieblichen Umsetzung ausge-arbeitet werden. Hierfür sind Handlungs-empfehlung in den Bereichen Technik und Organisation zu entwickeln. Im Bereich Technik ist die Frage zu beantworten, wie Arbeitsplätze in der Produktionslogistik ge-staltet werden können, um den Anforderun-gen älterer und leistungsgewandelter Mit-arbeiter gerecht zu werden. Im Bereich Or-ganisation soll das erweiterte System vorbestimmter Zeiten verwendet werden, um eine effiziente und ergonomische Zuteilung der Mitarbeiter auf verschiedene Tätigkeiten in mehrstufigen logistischen Systemen zu untersuchen.

  • MAN Truck&Baus AG

Das Forschungsprojekt wird im Rahmen der Kooperation der MAN Truck and Bus AG und der TU München (MAN.TUM) durchgeführt.